
Kennst du diese Stimme in deinem Kopf, die dir sagt, dass du nicht gut genug bist? Die dich antreibt, noch härter zu arbeiten, noch perfekter zu sein – und dich dann doch immer wieder klein macht? Das ist dein innerer Kritiker. Viele Menschen sehen ihn als Feind, als etwas, das sie loswerden müssen. Doch was wäre, wenn du ihn nicht bekämpfst, sondern ihn als Unterstützer gewinnst?
Warum gibt es den inneren Kritiker überhaupt?
Der innere Kritiker ist kein Zufall. Er entsteht oft in der Kindheit und hat eigentlich eine Schutzfunktion:
• Er warnt uns vor Fehlern, um uns vor negativen Konsequenzen zu bewahren.
• Er hilft uns, uns anzupassen, um Anerkennung und Zugehörigkeit zu sichern.
• Er treibt uns an, hohe Leistungen zu erbringen.
Doch wenn er zu dominant wird, kann er uns lähmen. Statt motivierend zu wirken, macht er Angst, schürt Selbstzweifel und hält uns davon ab, Neues zu wagen.
Hier eine Geschichte aus dem Nähkästchen:
Tim und sein innerer Kritiker
Tim, 36 Jahre alt, ist ein erfolgreicher Projektmanager. Er ist strukturiert, verlässlich und engagiert. Doch egal, wie viel er erreicht, er hat das Gefühl, es sei nie genug. Sein innerer Kritiker meldet sich ständig zu Wort:
• «Das war nicht perfekt. Du hättest das Meeting besser vorbereiten müssen.»
• «Du kannst dich nicht ausruhen, sonst überholen dich die anderen.»
• «Was, wenn du versagst? Dann denken alle, dass du eigentlich gar nichts drauf hast.»
Tim fühlt sich ausgebrannt und fragt sich, warum er nie zufrieden sein kann. In einer Beratungssitzung erkennen wir: Sein innerer Kritiker hat eine alte Stimme. Sie klingt wie sein Vater, der immer wollte, dass er „der Beste“ ist. Als Kind hat Tim gelernt, dass Leistung Liebe bedeutet.
Doch ist das heute noch wahr? Braucht Tim diese strenge Stimme wirklich noch?
Den Kritiker verwandeln – 3 Schritte zur Veränderung
1. Erkennen und benennen
Schreibe auf, welche Sätze dein innerer Kritiker dir sagt.
Erkenne, wessen Stimme es sein könnte (Eltern, Lehrer, frühere Erfahrungen).
Frage dich: Ist das wirklich meine Wahrheit oder eine alte Prägung?
2. Mit ihm in den Dialog gehen
Stelle dir deinen inneren Kritiker als Figur vor. Wie sieht er aus? Wie spricht er mit dir?
Bedanke dich für seine Absicht, dich schützen zu wollen, aber erkläre ihm, dass du heute neue Wege gehst.
Beispiel: «Danke, dass du mich antreiben willst. Aber ich darf auch Pausen machen, ohne meinen Wert zu verlieren.»
3. Die Rolle neu definieren
Dein innerer Kritiker soll nicht verschwinden, sondern eine hilfreichere Form annehmen.
Tim hat seinem Kritiker eine neue Aufgabe gegeben: Statt ihn fertigzumachen, darf er ihn konstruktiv beraten.
Beispiel: Aus «Das reicht nicht!» wird «Lass uns schauen, wie wir es noch verbessern können – ohne dich kaputtzumachen.»

Fazit: Dein Kritiker muss kein Feind sein
Der innere Kritiker kann ein wertvoller Ratgeber werden, wenn wir ihn bewusst umgestalten. Er kann uns helfen, Herausforderungen zu meistern, ohne uns niederzumachen. Wie bei Tim geht es darum, ihn in eine wohlwollende Stimme zu verwandeln – eine, die unterstützt statt zerstört.
Wie sprichst du mit dir selbst? Und wie könntest du deinen Kritiker in einen Unterstützer verwandeln?
Lass es mich wissen – ich begleite dich gerne auf diesem Weg.
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